Die neue russische Kirche in Dresden
- rb
- Kirche
Der folgende Artikel erschien 1874 in der Wochenzeitung "Über Land und Meer" anlässlich der Erbauung und Weihe der Kirche des hl. Simeon vom Wunderbaren Berge. Bis auf ein fehlendes Textfragment wird er hier zur Dokumentation - in unveränderter Rechtschreibung - wiedergegeben. Die im Artikel vorkommenden faktischen Fehler werden durch Fußnoten kommentiert.
"Am 5. Juni fanden die Einweihungsceremonieen der neuen russischen Kirche statt, welche sich in Dresden am Ausgang der Reichsstraße erhebt und in einem Zeitraum von kaum zwei Jahren in ihrer ganzen Stattlichkeit und Schönheit aus dem Boden gewachsen ist...
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Der russische Mullah
- Jaroslaw Schipow (Priester)
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Kurzgeschichte aus dem Buch "Die Überfahrt" von Jaroslaw Schipow
Eines Tages konnte ich nach dem Gottesdienst in einer der weiter entfernten Gemeinden keine Mitfahrgelegenheit auftreiben, die mich nach Hause bringen würde. Auch sonst war es dort damit immer etwas schwierig: man hatte achtzig Kilometer über unbefestigtes Gelände zu fahren, und die Gottesdienste fielen üblicherweise auf die Sonntage, an denen die Garage der Kolchose geschlossen und die Leute in ihren Gemüsegärten beschäftigt waren.
So saß ich also vor der Kirche, wurde langsam müde und beschloss, ein wenig spazieren zu gehen. Unweit der Kirche gab es einen Friedhof, und in einem Haufen Abfall, zwischen alten Kränzen und verblichenen Papierblumen bemerkte ich einige grün gewordene Totenschädel...
Welch ein Unglück! Aber so ist es hier auf allen Friedhöfen: stößt man beim Anlegen eines neuen Grabes auf alte Knochen, so werden diese in den Abfall geworfen. Wie oft habe ich es den Leuten gepredigt: das sind die Gebeine eurer Vorfahren, vielleicht eures Großvaters, der Großmutter oder Urgroßmutter… ich bekomme unverständliche Blicke, die zu sagen scheinen: Na und? Sie haben genug herumgelegen, das reicht doch...
Recht hatte wohl der Bischof, der in einem seiner Rundschreiben meinte: “Es ist unglaublich, wie sehr unser Volk geistlich verkommen ist”...
Ich ging also um die Kirche herum und sah unten, am Fluss, einen Laster und irgendwelche Leute. Ich begab mich hinunter - es waren drei Soldaten, die dort eine Brücke reparierten, welche noch durch das Frühjahrshochwasser beschädigt worden war. Im Grunde war es nur einer, der die Arbeit machte: er schwang den Vorschlaghammer, trieb eiserne Klammern in die Balken, die anderen beiden aber standen daneben, die Hände in den Taschen, die Uniformjacken auf, und die Zigaretten zwischen den Zähnen...
“Guten Tag”, sagte ich, “ihr stolzen Krieger.”
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Dachau
- Jaroslaw Schipow (Priester)
- Publikationen
"Der deutsche Historiker berichtete, dass er tausende solcher Akten gesichtet hatte: der überwiegende Großteil der Häftlinge waren sowjetische Offiziere. Fast alle von ihnen waren orthodox; mitunter gab es auch Moslems; andere gab es nicht."
Wir haben uns im Lesesaal des Großen Schriftenarchivs kennengelernt: wir beide hatten ein und dieselben historischen Dokumente angefordert. Mein Mitbewerber erwies sich als Deutscher aus der ehemaligen DDR. Er konnte sich einigermaßen auf Russisch verständigen, und so kamen wir ins Gespräch. Schließlich ließen wir die historischen Dokumente liegen und begaben uns ins nächste Café, um unser Gespräch dort fortzusetzen. Der Deutsche kannte alle russischen Priester, die derzeit in Deutschland ihren Dienst tun, nannte mir ihre Namen und freute sich sehr, als ich darunter einen meiner Bekannten ausmachte. Danach berichtete er mir von den alltäglichen Problemen orthodoxer Gemeinden, von der Instandsetzung von Kirchen, vom Unterricht in Kirchengesang...
Priester Jaroslaw Schipow: Dachau. Begegnung mit einem deutschen Historiker. Quelle: www.pravoslavie.ru
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Archimandrit Serafim
- Tichon (Schewkunow) (Archimandrit)
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Ob Winter oder Sommer, exakt um vier Uhr morgens verließ Vater Serafim sein Höhlenkellion und schaute im Kloster kurz nach der Ordnung. Erst dann kehrte er in seine Zelle zurück und feuerte den Ofen an, der aufgrund der Feuchtigkeit in der Höhle fast das gesamte Jahr über betrieben werden musste. Ich denke, Vater Serafim fühlte sich als ein besonderer Hüter des Klosters von Petschory, vielleicht war ihm diese Aufgabe aber tatsächlich so anvertraut worden. Wie dem auch sei, die Stimme dieses deutschen Barons, dieses großen, asketischen und auch hellsichtigen Mönchs war bei den schwierigsten Entscheidungen, die von der Klosterbruderschaft zu treffen waren, immer maßgeblich.
Vater Serafim hat nur sehr selten irgendwelche besonderen, belehrenden Worte geäußert. Im Vorraum seiner rauen Höhlenzelle waren Zettel mit Zitaten aus den Werken des hl. Tichon von Zadonsk angebracht, und die, welche ihn besuchten, begnügten sich oft mit diesen Zitaten oder der Empfehlung Vater Serafims: “Lest mehr vom heiligen Bischof Tichon!”
All die Jahre seines Klosterlebens begnügte sich Vater Serafim mit dem Geringsten. Nicht nur bei den Speisen, sondern auch, was den Schlaf oder die Gesellschaft von anderen Menschen angeht. Beispielsweise benutzte er in der Sauna nie die Dusche, ihm genügten zwei oder drei kleine Holzeimer mit Wasser. Als er von den Novizen gefragt wurde, warum er nicht die Dusche benutzt, denn dort gäbe es ja Wasser, soviel man will, brummte er zur Antwort, dass sich unter der Dusche zu waschen genauso sei, wie Schokolade essen.
Kapitel aus dem Buch "Несвятые святые" (Englisch: "Everyday Saints") von Archimandrit Tichon (Schewkunow).
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