predigt

Predigt zum Pfingstfest (2025)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Liebe Brüder und Schwestern in Christus, das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit – Pfingsten – wird von uns manchmal als eine Art „Anhängsel“ zur Osterfreude wahrgenommen. Ostern ist Licht, Freude, die Zerstörung des Todes, das Ende…
Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 41

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit – Pfingsten – wird von uns manchmal als eine Art „Anhängsel“ zur Osterfreude wahrgenommen. Ostern ist Licht, Freude, die Zerstörung des Todes, das Ende der äußeren Beschränkungen der Großen Fastenzeit. Doch Pfingsten? Wir beginnen wieder, kniend zu beten, gedenken der Sünde, und vor uns liegt das Apostelfasten. Obwohl es eines der zwölf Hochfeste ist, wird es mitunter nicht so unmittelbar wie das Osterfest als Höhepunkt erlebt.

Doch gerade an diesem Tag erfüllt sich die uralte Verheißung Gottes, die durch den Propheten Ezechiel gegeben wurde:

Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt… (Ez 36,26–27).

Dies ist nicht nur ein Versprechen der Vergebung, sondern der Verwandlung: Der Mensch wird wieder fähig zur Gottesgemeinschaft, zum Leben mit Gott. Und darin liegt das Wesen von Pfingsten.

Ostern und Pfingsten sind untrennbar. Ostern bricht die Macht des Todes, und Pfingsten erschließt uns die Fülle des Lebens. Ohne die Auferstehung gäbe es kein neues Sein, doch ohne die Herabkunft des Heiligen Geistes bliebe dieses Sein für uns unerreichbar. Der Apostel Petrus spricht in seiner ersten Predigt auch nicht von der Auferstehung, sondern davon, dass Gott „ausgießen wird von meinem Geist über alles Fleisch“ (Apg 2,17).

Die Herabkunft des Heiligen Geistes ist ein öffentliches Ereignis. Es geschieht nicht im Verborgenen wie die Auferstehung, von der zunächst nur wenige wussten. Im Gegenteil: „Da entstand ein Brausen… die Menge kam zusammen… sie gerieten außer sich“ (Apg 2,6), und sogleich beginnt die Predigt. Dies ist die Geburtsstunde der Kirche.

Und mit welcher Erleichterung und Freude erklingt seit dem Abend des Samstags wieder das Gebet: „Himmlischer König, Tröster, Geist der Wahrheit…“! Nach fünfzig Tagen kehrt das Gebet zum Heiligen Geist in unser Leben zurück, und der Heilige Geist lebt und wirkt in der Kirche Christi.

Doch warum heißt der Pfingstmontag „Tag des Heiligen Geistes“? In der orthodoxen Tradition ist es häufig so, dass am Tag nach einem großen Fest besonders die „Schlüsselfigur“ oder die wichtigste handelnde Persönlichkeit des Festereignisses geehrt wird. So feiern wir am Tag nach Christi Geburt die „Synaxis der Allheiligen Gottesmutter“, nach der Taufe des Herrn die „Synaxis des heiligen Johannes des Täufers“. Und an Pfingsten ist die zentrale Gestalt der Heilige Geist. Doch wer ist Er? Mal wird Er als Taube, mal als Engel dargestellt. Oft fällt es uns deswegen schwer, Ihn als Person zu begreifen: als Gnade, als Kraft, als geistliches Licht und Wärme – ja, aber als Person?

Doch mit einer Person kann man sprechen, sie anrufen, sie beim Namen nennen. Der Herr Jesus Christus selbst nennt den Heiligen Geist tatsächlich „Tröster“, „Geist der Wahrheit“. Im Gebet rufen wir Ihn ebenso an: „Himmlischer König, Tröster, Geist der Wahrheit“. All dies sind Kennzeichen einer Person. Die Gnade Gottes ist also keine unpersönliche Energie, die man manipulieren könnte, sondern der Heilige Geist selbst, den wir anrufen und der frei zu uns kommt.

Der heilige Serafim von Sarow sagte, das Ziel des christlichen Lebens sei die „Erlangung des Heiligen Geistes“. Das heißt nicht, dass wir nach spektakulären spirituellen Erfahrungen streben oder Wundern hinterherjagen sollen. Die Erlangung des Heiligen Geistes ist eine stille, aber beständige Arbeit am eigenen Herzen, damit Er selbst kommen und in uns wohnen will. Es ist die Fähigkeit, im Alltag die Seele für Gott zu öffnen: im Gebet, sei es noch so kurz; in einem guten Wort zum Nächsten; in der Vergebung, selbst wenn sie schwerfällt. Es ist die freie Entscheidung, Gottes Gebote nicht aus Furcht, sondern aus Liebe zu halten.

Das ist die Bedeutung des heutigen Festes: Pfingsten ruft uns dazu auf, unser Leben so zu gestalten, dass es ein Raum für das Wirken des Heiligen Geistes und zu wahrer Gottesgemeinschaft wird. Gott ist nicht irgendwo fern. Selbst in unserer Zeit, die voller Spaltung und Feindschaft ist, bleibt Er der Tröster, der Geist der Wahrheit, der allgegenwärtig ist und alles erfüllt.

Gesegnetes Fest der Dreifaltigkeit! Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester