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Predigt zum Fest Christi Himmelfahrt (2025)

Lk 24:36-53

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Das Fest der Himmelfahrt des Herrn erscheint auf den ersten Blick wie ein Moment der Trennung, ein Abschied von Christus, den die Jünger gerade erst nach Seiner Auferstehung wiedererlangt hatten. Einer nach dem anderen hatten die…
Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 39

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Das Fest der Himmelfahrt des Herrn erscheint auf den ersten Blick wie ein Moment der Trennung, ein Abschied von Christus, den die Jünger gerade erst nach Seiner Auferstehung wiedererlangt hatten. Einer nach dem anderen hatten die Jünger Christi – indem sie Unglauben, Zweifel, Furcht und Bestürzung überwanden – die Gewissheit erlangt, dass Christus wahrhaft auferstanden ist. Vierzig Tage lang nach der Auferstehung erschien Er ihnen, sprach mit ihnen, unterwies und tröstete sie. Und doch schienen sie sich noch nicht ganz daran gewöhnt zu haben, dass dies alles Wirklichkeit war – in der heutigen Evangeliumslesung des heiligen Apostels und Evangelisten Lukas hören wir, wie die Jünger „bestürzt und voll Furcht“ waren, als der Herr plötzlich in ihrer Mitte stand. Sie „meinten, einen Geist zu sehen“, und der Herr, der ihre Verwirrung sieht, tröstet und überzeugt sie: „Seht meine Hände und meine Füße, ich bin es selbst. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe.“ (Lk 24,39)

Und plötzlich nimmt der Herr Abschied von ihnen – segnend erhebt Er sich in den Himmel. Doch nun kehren die Jünger „mit großer Freude“ nach Jerusalem zurück, anstatt von Trauer über diese scheinbar endgültige Trennung erfüllt zu sein. Woran liegt das?

Es zeigt sich, dass die Freude der Jünger nicht aus blindem Enthusiasmus entsprang, sondern aus einer tiefen inneren Erleuchtung, die ihnen der Herr selbst geschenkt hatte.

Erstens verhieß der Herr, ihnen „die Kraft aus der Höhe“, den Tröster, den Heiligen Geist, zu senden.

Zweitens „öffnete Er ihnen das Verständnis für die Schrift“. „Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist“, spricht der Herr. Und auch die Himmelfahrt des Herrn gehört dazu – die Jünger hatten jetzt also verstanden, was das Wesen dieses Geschehens ist.

Worüber also sollten sie sich freuen?

Die heilige Kirche feiert die Himmelfahrt des Herrn nicht lediglich als Erinnerung an ein biographisches Ereignis im Leben Jesu Christi, sondern als Heilsgeschehen, das die Erlösung des gesamten Menschengeschlechts besiegelt.

Zuerst wird der allmächtige, unendliche Gott zu einem kleinen Menschen. Dann beugt der fleischgewordene Gottmensch Seinen Nacken unter das Gesetz, das Er selbst gegeben hat. Er lebt in Gehorsam gegenüber den Menschen, die Ihn erziehen und unterweisen. Er empfängt die Taufe von Johannes, erleidet den Tod am Kreuz und geht noch weiter – bis in die tiefsten Tiefen des Hades, des Reiches des Todes, um alle Menschen zu erreichen, die Lebenden und die Toten. Und dann steigt Gott, der nichts braucht und von nichts abhängig ist, aus dem Hades auf, ersteht vom Tod und erhebt die ganze Erfahrung des menschlichen Lebens, ja sogar des Todes, die ganze geschaffene menschliche Natur, die Er persönlich angenommen und für alle Ewigkeit mit Seiner Gottheit vereint hat – und von der Er sich niemals trennt –, in den Himmel, „zur Rechten Gottes, des Vaters“.

Biographisch betrachtet ist Christus in den Himmel aufgefahren und hat uns scheinbar verlassen – wir sehen Ihn nicht leiblich unter uns, wie die Jünger Ihn nach der Auferstehung sahen, als Er mit ihnen sprach, sie lehrte, ja sogar mit ihnen aß und trank. Doch aus der Perspektive des großen Heilswerkes, das der Herr Jesus Christus mit Seinem ganzen Leben, mit jeder Episode, mit allem, was wir in den Evangelien lesen, vollbracht hat, ist dies wahrhaftig ein Grund zu großer Freude. Denn der Herr bleibt ja Mensch, und die Erhebung der menschlichen Natur empor in das Reich Gottes bedeutet nichts Geringeres, als dass die Menschheit wieder in die Gemeinschaft mit Gott eingesetzt ist.

Unser Ursprung als Menschen, ebenso wie unsere Bestimmung und unser Ziel, liegen in Gott. Davon spricht das Fest der Himmelfahrt des Herrn. Mehr noch: Da in Christus die menschliche Natur bereits mit Gott vereint ist, ist für uns, die wir genau dieselbe menschliche Natur tragen, das Leben mit Gott und in Gott nicht nur eine Perspektive für die ferne Zukunft oder das Ende der Welt, sondern wir können bereits hier und jetzt an diesem göttlichen Leben teilhaben. Durch Glauben und Liebe, durch Gebet und die Sakramente der Kirche können wir heute nicht nur davon berührt werden, sondern tatsächlich in dieses Leben in Gott eintreten – in ein Leben, das uns von innen verwandelt, ein Leben, das Christus uns durch Seine Himmelfahrt erschlossen und geschenkt hat. Amen.

Gesegnetes Fest!

Geschrieben von Roman Bannack, Priester