predigt

Predigt zum 21. Sonntag nach Pfingsten (2025) über den Reichen und Lazarus

Lk 16:19-31

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 15

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Heute haben wir das Gleichnis unseres Herrn Jesus Christus vom reichen Mann und Lazarus gehört. Aber es handelt nicht so sehr vom Leben nach dem Tod, sondern vielmehr davon, wie wir hier auf der Erde leben. Der Reiche "feierte alle Tage glänzend und prächtig", und vor seinem Tor lag der arme Lazarus, der "satt werden wollte von dem, was von dem Tisch des Reichen herunterfiel". Nach dem Tod aber ändert sich ihre Lage: Der Reiche befindet sich in Qualen, und Lazarus im Schoß Abrahams, an einem Ort des Trostes. Zwischen ihnen liegt eine Kluft, die nicht überwunden werden kann.

Der heilige Johannes Chrysostomos sagt, dass die Schrift nichts davon berichtet, der Reiche hätte Böses getan. Sein Unglück bestand darin, dass er lebte, ohne den anderen Menschen zu bemerken, dass er die Stimme Gottes nicht hörte, die neben ihm erklang – im Stöhnen des Lazarus vor seinem Tor. Das ganze Leben des Reichen verlief in Verblendung, in Gleichgültigkeit, und deshalb offenbarte sich in der Ewigkeit die Nacktheit seiner Seele – ohne Liebe, ohne Erbarmen, ohne Gott. In dem Gleichnis sagt Abraham nämlich zu dem Reichen, dass man durch das Hören auf "Mose und die Propheten" einer solchen Lage hätte entgehen können. In der Tat hat Gott schon lange vor Christus durch den Propheten Mose geboten: "Es soll überhaupt keinen Armen bei dir geben" (Dtn 15,4) und "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (Lev 19,18).

Aber, so bemerkt derselbe Chrysostomos, auch von Lazarus werde nicht gesagt, dass er gute Werke vollbracht hätte. Denn er habe keine Hungrigen gespeist, keine Gefangenen besucht, sich niemandes erbarmt. Alles, was wir wissen, ist, dass er da lag, voller Geschwüre, geduldig litt, nicht murrte und auf Gott hoffte. Hier ist zu bemerken, dass der Herr in seinen Gleichnissen selten die Namen der handelnden Personen nennt. Normalerweise sind es einfach, zum Beispiel, ein Sämann, ein Herr, ein Knecht, ein Samariter, Räuber. Hier aber hören wir den Namen Lazarus. Übersetzt bedeutet dieser Name "Gott hat geholfen". Der Herr führt diesen Namen nicht ohne Grund an. Der Name "Gott hat geholfen" bedeutet, dass darin das Wesen des Armen bestand. Das ist das Geheimnis seines Heils. Nicht die Armut an sich erhebt den Menschen in den Schoß Abrahams, sondern die Geduld, die Demut und das Vertrauen auf Gott.

Liebe Brüder und Schwestern, dieses Gleichnis hat kein glückliches Ende. Uns wird klar zu verstehen gegeben, dass es einen Moment gibt, in dem es zu spät ist, sich bessern zu wollen. Und das sollten wir bedenken, wenn wieder ein Tag unseres Lebens vergeht, ohne gute Werke, ohne Gedanken an die Ewigkeit, voller Murren über unser Los.

Wer die Güte Gottes erfährt, der erfährt gleichzeitig auch die Not seines Nächsten, und wer gegenüber dem Nächsten unempfindsam ist, der hat die Gnade Gottes nicht. Wer auf Gott hört, dem werden die Augen geöffnet für die Not des Nächsten.

Denn für wen erzählt der Herr dieses Gleichnis? Er erzählt es für die Verwandten und Nachfahren des Lazarus. Für all jene, die auf Gott hoffen, auch wenn sie im Leben vielleicht Schwierigkeiten erfahren. Das heißt, für die Armen, die Hungrigen, für alle, die leiden – Gott hilft und wird sicherlich hundertfach Gutes vergelten für all die Widrigkeiten, die der Mensch mit Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes erträgt.

Aber der Herr erzählt dieses Gleichnis auch für die Brüder des Reichen und ihre Nachkommen. Und Er erzählt es deshalb, damit ihnen nicht das geschieht, was mit dem Reichen geschah. Damit die Nachkommen dieser reichen Brüder nicht das tun, was der Reiche selbst getan hat. Seid barmherzig und tut Gutes, teilt euren Reichtum, wie auch immer er beschaffen sein mag, damit es unter uns keine Armen gibt, weder materiell noch seelisch, wie Gott uns geboten hat.

Unter uns gibt es sowohl Nachfahren des Lazarus als auch Nachfahren der Reichen, im geistlichen Sinne. So ist dieses Gleichnis gerade für uns bestimmt – zu unserem Trost, zu unserer Ermahnung und zu unserer Besserung. Der Herr helfe uns, auf seine Lehre zu achten und sein Wort in die Tat umzusetzen, durch die Gebete des heiligen Erzvaters Abraham. Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester