predigt

Predigt zum 20. Sonntag nach Pfingsten (2025)

Lk 8:5-15

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 12

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Heute, Brüder und Schwestern, haben wir im Evangelium das einzige Gleichnis gehört, das der Herr Jesus Christus seinen Jüngern Selbst ausgelegt hat. Das bedeutet, wir müssen nicht rätseln, denn die Bedeutung des Gleichnisses ist nicht verborgen – es beschreibt in bildhafter Weise die harte Wahrheit über unser Herz.

„Der Same ist das Wort Gottes“, sagt Christus, was bedeutet, dass der Sämann Gott ist. Der Mensch, aus Erde vom Ackerboden erschaffen (Gen 2,7), oder besser gesagt, das menschliche Herz ist der Boden. Es ist einfach und zugleich unendlich tief.

Das Wort Gottes trägt wie ein Same den Anfang des Lebens in sich und offenbart Gott selbst. Aber der Same ist nicht magisch; er allein bewirkt keine Veränderung des Bodens, also unserer Herzen. Und Christus erzählt dieses Gleichnis nicht, damit wir uns nur an dem Bild erfreuen, sondern damit wir verstehen: Das Wort Gottes unterliegt tatsächlich denselben Gesetzen wie alles Lebendige. Das Wort Gottes beginnt, mit dem, worauf es fällt, in Wechselwirkung zu treten. Es tritt in Beziehung zu uns, wie der Same mit der Erde, und braucht Luft, Wasser und Sonne.

Erstaunlicherweise fällt der größere Teil der Samen im Gleichnis auf unfruchtbaren Boden! Der Herr sagt, dass einiges, also nur ein Teil, auf den guten Boden fiel, der Rest aber am Weg, auf den Felsen und unter die Dornen. Der Sämann ist gegenüber allen großzügig: Er hält den Samen nicht zurück von der schlechten Erde, von den harten oder zerstreuten Menschen. Denn Gott, wie es in der Schrift heißt, „läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45).

Wenn man darüber nachdenkt, wird klar: Nicht der Sämann lässt den Samen wachsen, und nicht er bringt ihn dazu, Frucht zu tragen. Das ist die Eigenschaft der Erde selbst, auf die der Samen fällt. So wird dieses Gleichnis zum Spiegel unseres Lebens. Jeder von uns weiß, wie oft das Wort Gottes erklingt, aber nicht in die Tiefe des Herzens vordringt. Wie sehr es Wurzeln schlägt, wächst und Frucht bringt – das liegt in unserer Verantwortung.

Es kommt vor, dass wir diese Verantwortung entweder nicht verstehen oder vor ihr davonlaufen. Wie viele gibt es, die leben, als hätten sie dieses Gleichnis nie gehört? Dabei schrieb ein bekanntes ehemaliges Gemeindemitglied: Das Schlachtfeld zwischen Gut und Böse ist das Herz der Menschen! Und Gott prüft ja gerade die Herzen (vgl. Ps 18,3 LXX u.a.); Er prüft nicht die äußere Erfüllung religiöser Riten. Wenn wir die uns gegebene Freiheit nur für uns selbst gebrauchen, Gott dabei nur die Rituale geben – und dies für einen Ausdruck des Glaubens halten –, dann wird ein solcher Glaube unfruchtbar sein.

Gott schenkt uns großes Vertrauen – wir wirken mit Seinem Wort zusammen, um die Früchte des Heils zu schaffen. Das Wort Gottes kann in uns wachsen oder, je nach Zustand des Herzens, nicht wachsen, aber dennoch bleibt es in uns, bereit, eines Tages einen Spross zu treiben. Das gibt uns und der ganzen Welt große Hoffnung. Egal, wie hart, zerstreut oder oberflächlich ein Mensch im Moment sein mag. Solange er lebt, bleibt der Same des Wortes Gottes in ihm als Unterpfand des Heils. Wenn der Mensch zur Besinnung kommt und sein Herz bestellt, wird das Wort Gottes sicherlich Frucht bringen und ihm zum Heil gereichen.

Doch während der Same warten kann und Gott langmütig ist, bedeutet das nicht, dass wir sorglos leben können. Lasst auch uns, Brüder und Schwestern, zur Besinnung kommen, solange noch Zeit ist. Das Wort Gottes erklingt überall. Lasst uns versuchen, es in unseren Gedanken zu bewahren, lasst uns nicht, sobald wir aus der Kirche gehen, in den alltäglichen Kleinigkeiten untergehen. Das Wort Gottes ist nicht nur ein Attribut der Kirche und des Gottesdienstes: Es hat das Leben in sich, es ist ewig und sollte bei uns sein – in unseren Herzen. Unsere Aufgabe ist es, ein gutes, aufmerksames, geduldiges, liebevolles Herz zu erlangen, um gemeinsam mit dem göttlichen Sämann die Früchte des Heils zu erbringen.

Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester