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Predigt zum Festtag des hl. Nikolaus, des Erzbischofs von Myra in Lykien (2025)

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 13
Predigt zum Festtag des hl. Nikolaus, des Erzbischofs von Myra in Lykien (2025)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Heute gedenkt die Kirche mit besonderer Liebe des heiligen Nikolaus, des Erzbischofs von Myra in Lykien, des Wundertäters. Sein Name ist weit über die Grenzen der Kirche hinaus bekannt, doch diese Verehrung bildete sich nicht sofort heraus. Als Mitte des 9. Jahrhunderts der heilige Methodios, Patriarch von Konstantinopel, seine Lebensbeschreibung1 verfasste, stellte er erstaunt fest, dass der heilige Nikolaus nur wenigen bekannt war. Doch bereits im 11. Jahrhundert war seine Verehrung beinahe überall anzutreffen. Uns stellt sich die Frage: Warum ist der heilige Nikolaus so tief im Bewusstsein der Kirche verwurzelt?

Der Überlieferung nach erbte der heilige Nikolaus von seinen Eltern ein beträchtliches Vermögen. Er verwaltete es auf einfache und entschlossene Weise, indem er es denen zuwandte, die in Not waren. Barmherzigkeit begleitete sein ganzes Leben – in der heimlichen Unterstützung der Armen, in der Sorge um die Leidenden, in der Fürsprache für die Unterdrückten.

Der Psalmist sagt über Gott: „Der Herr schafft Recht den Unterdrückten, gibt Brot den Hungrigen … Der Herr beschützt die Fremdlinge und erhält die Waisen und Witwen“ (Ps 145,7.9 LXX). Das hilft uns zu verstehen, wie der heilige Nikolaus seinen Dienst sah – als Mitwirkung an der fürsorgenden Liebe Gottes zum Menschen.

Doch seine Heiligkeit zeigt sich nicht nur in seiner Güte. Die Überlieferung verbindet seinen Namen mit dem Ersten Ökumenischen Konzil, wo er, der sanfte Hirte, nicht schweigen konnte, als die Wahrheit über Christus, den Sohn Gottes, verfälscht wurde. Seine Sorge um die Menschen war untrennbar verbunden mit der Treue zur Wahrheit, von der das Heil des Menschen abhängt.

Wenn man darüber nachdenkt, gibt es im Bild des heiligen Nikolaus nichts, das über den christlichen Dienst hinausginge. Er übte Barmherzigkeit, kümmerte sich um die Armen, stand treu zur Lehre der Kirche – genau jene Eigenschaften, die der Apostel Paulus für jeden Bischof als notwendig bezeichnet (vgl. 1 Tim 3). Und dennoch verehrt ihn die Kirche mit besonderer Liebe und nennt ihn einen Wundertäter.

Der Grund liegt nicht nur darin, wie er lebte, sondern auch darin, dass sein Dienst mit seinem Tod nicht endete. Auf die Fürbitte des heiligen Nikolaus hin wird bis heute Trost gespendet, Kranke werden heil und die Menschen erfahren Hilfe in Nöten. Er hört auf das menschliche Leid und bleibt ein lebendiger Fürsprecher vor Gott.

Die Verehrung des heiligen Nikolaus ist die Antwort der Kirche Christi auf diese Erfahrung einer lebendigen Fürsprache: In ihm erkennt sie einen Hirten, der seine Herde nicht verlassen hat, und einen Heiligen, durch den Gott weiterhin Barmherzigkeit offenbart.

„Seid heilig, denn ich bin heilig“, spricht der Herr (Lev 11,44; 1 Petr 1,16). Die Heiligkeit, zu der jeder Christ berufen ist, entrückt den Menschen nicht aus der Welt, sondern macht ihn für den Schmerz des Nächsten empfänglich. Genau das erkennen wir im heiligen Nikolaus, dem Wundertäter – und darum wenden wir uns auch heute vertrauensvoll an ihn.

Heiliger Vater Nikolaus, bitte Gott für uns! Amen.


  1. Methodius ad Theodorum, BHG 1352y 

Geschrieben von Roman Bannack, Priester