predigt

Predigt zum 7. Sonntag nach Pfingsten (2025)

Mt. 9,27-33

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 43

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Liebe Brüder und Schwestern, die heutige Evangeliumslesung berichtet von zwei Blinden, die unser Herr Jesus Christus heilt. Danach befreit Er auch einen stummen Menschen, der von einem Dämon besessen war. „Wieder ein Wunder“, mögen viele sagen, „wieder eine Heilung“. Und so scheint es, als sei für viele das Evangelium eine Erzählung von den Wundern, die Jesus Christus vollbracht hat.

Doch handelt das Evangelium wirklich nur davon? Haben nicht auch die Propheten, Apostel und Heilige geheilt? In den Lebensbeschreibungen der Heiligen lesen wir von ähnlichen Wundern. So heilte unser Schtuzpatron, der heilige Simeon vom Wunderbaren Berge, Blinde, Lahme und Aussätzige, trieb Dämonen aus und erweckte sogar Tote zum Leben. Warum also schenkt der Evangelist der Heilung dieser zwei Blinden so viel Aufmerksamkeit?

Weil es nicht so sehr um die Heilung geht – wie so oft im Evangelium liegt das Wesentliche darin, wer der Herr Jesus Christus ist und wie Er handelt. Die Blinden folgen Ihm nämlich und lassen nicht von Ihm ab, und der Herr antwortet ihnen nicht sofort. Sie rufen weiter. Erst als Christus schon nahe am Ziel ist, wendet Er sich ihnen zu. Das gleicht doch sehr dem, wie auch wir uns manchmal im Gebet an den Herrn wenden mit dieser oder jener Bitte, etwa um Heilung, und uns dann ärgern, dass unsere Bitte nicht sofort erfüllt wird. Es zeigt sich, dass wir – ähnlich wie diese Blinden – im Gebet zum Herrn Geduld und Beharrlichkeit brauchen.

Zudem fragt sie der Herr: „Glaubt ihr, dass ich dies tun kann?“ (Mt 9,28). Doch sie hatten ja nicht gebeten: „Gib uns unser Augenlicht zurück“, sondern sie riefen: „Erbarme dich unser, Sohn Davids!“. Der Herr sagt nicht direkt, was Er tun will – sondern Er fragt nach ihrem Glauben an Ihn selbst. Mit anderen Worten: Glaubt ihr, dass Ich die Macht habe, mich zu erbarmen, dass Ich der Sohn Davids bin, von dem die Propheten sprachen, dass Ich der Christus bin? Die Blinden antworten kurz und klar: „Ja, Herr“ – und bekennen damit ihren Glauben an Ihn als den Herrn und Heiland.

Doch es gibt noch einen wichtigen Punkt. Nach der Heilung gebot ihnen der Herr „streng: Seht zu, dass es niemand erfahre!“ (Mt 9,30). Das klingt fast paradox: Wie sollten sie denn verbergen, dass sie sehend geworden sind? Und sie konnten natürlich nicht schweigen: „sie aber verbreiteten die Kunde von ihm in jener ganzen Gegend.“ Die Menschen, die das Wunder sahen, staunten und sagten: „Noch nie ist so etwas in Israel geschehen“ (Mt 9,33).

Warum also verbietet der Herr ihnen zu reden? Vielleicht wollte Er nicht, dass die Menschen Ihn nur als Heiler und Wundertäter wahrnehmen. Er schreibt sich die Ehre auch nicht selbst zu – im Gegenteil, Er sagt: „Euch geschehe nach eurem Glauben“, als wolle Er darauf hinweisen: Euer Glaube an den barmherzigen Herrn hat euch sehend gemacht. Aber wiederum: Das Evangelium besteht nicht aus Heilungen und Wundern. Das Evangelium ist die frohe Botschaft von unserem Herrn Jesus Christus, von Seiner Auferstehung und Seinem Sieg über Sünde und Tod, vom Himmelreich. Der Prophet Jesaja hat bereits im Alten Testament vorausgesagt, welche Zeichen das anbrechende Reich Gottes begleiten würden: „Dann werden die Augen der Blinden geöffnet und die Ohren der Tauben werden sich öffnen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird jubeln“ (Jes 35,5–6). Genau das erfüllt sich in den Werken des Herrn Jesus Christus: „Und Jesus zog umher durch alle Städte und Dörfer, ... predigte das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen“ (Mt 9,35).

Ohne diesen Zusammenhang könnten die Wunder zwar Staunen und Bewunderung hervorrufen, aber keinen erlösenden Glauben schenken. Deshalb dürfen wir im Gegensatz zu den Blinden im Evangelium nicht schweigen. Denn wir wissen, Wer es ist, der heilt, wozu und wofür Er uns ruft.

Lasst uns also den Herrn nicht nur um Heilung bitten, sondern – wie diese Blinden – um Erbarmen. Und lasst uns glauben, dass der Herr sich nicht nur erbarmen kann, sondern es auch will. Und wenn Glaube da ist, dann werden sich unsere Augen öffnen. Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester