predigt

Predigt zum 4. Sonntag nach Pfingsten (2025)

Mt. 8:5-13

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 16

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, heute haben wir aus dem Evangelium nicht bloß eine Wundergeschichte gehört, sondern eine lehrreiche Begebenheit über wahren Glauben und wahre Macht. Die Begegnung unseres Herrn Jesus Christus mit dem römischen Hauptmann erscheint auf den ersten Blick als einfache Erzählung von der Heilung eines Dieners. Doch hören wir genau hin: Sie spricht von Glauben, Demut und davon, wer Christus wirklich ist.

Der Hauptmann – ein römischer Offizier, Befehlshaber über hundert Soldaten, ein Mann der Macht im besetzten Judäa. Das Volk fürchtete ihn sicherlich und mochte ihn bestimmt nicht. Er hatte Machtbefugnis, Waffen, Untergebene. Er hätte Christus befehlen können, zu ihm zu kommen und seinen Diener zu heilen; er hätte Ihm sogar drohen können. Doch stattdessen kommt er nicht als Militärführer, sondern als Bittsteller.

Er nennt Jesus „Herr“ (Mt 8:8). Für einen römischen Offizier, der in einer Welt aufgewachsen ist, in der nur der Kaiser als „Herr“ galt, ist das kein Zufall. Der Hauptmann spürt: Vor ihm steht nicht einfach nur ein Lehrmeister oder Wundertäter. Er erkennt, dass Christus eine andere Macht hat – Macht über die Krankheit, dass Er sogar mit nur einem Wort dem Tod gebieten kann. Christus besitzt jene Macht, die allein Gott zusteht.

Und der Hauptmann bekennt seinen Glauben an Christus, wenn auch nicht mit theologischer Beredsamkeit. Er sagt: „Herr, ich bin nicht wert, dass Du unter mein Dach gehst; aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit unterstellt, und habe Soldaten unter mir; sage ich zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem anderen: Komm!, so kommt er, und zu meinem Knecht: Tu dies!, so tut er’s.“ (Mt 8:8-9). Er weiß, was Ordnung, Gehorsam und Subordination sind. Und er glaubt, dass Jesus Christus derjenige ist, der wahrhaft Macht über Leben und Tod hat.

Dieser Mann, der an Macht gewöhnt ist, wird selbst zum Fürsprecher für seinen Nächsten. Er bittet Christus nicht für sich selbst, sondern für seinen Diener. Er, ein römischer Offizier, demütigt sich vor jemandem, den die Römer vielleicht nicht einmal als vollwertigen Menschen ansahen – vor einem Jesus aus Nazareth.

Das ist wahre Demut: die eigene völlige Abhängigkeit von Gott anzuerkennen. Schauen wir auf uns selbst. Wir nennen uns „Knechte Gottes“. Das klingt so richtig und fromm. Aber was bedeutet das? Ein Knecht Gottes zu sein heißt, wie der Hauptmann, Christus als Herrn anzuerkennen. Und das ist nicht immer leicht. Wie oft vergessen wir in Wirklichkeit, wer der Knecht und wer der Herr ist! Selbst in unseren Gebeten bitten wir manchmal nicht, sondern fordern. Statt den Herrn zu fragen: „Herr, was willst Du, dass ich tun soll? Was ist Dein Wille?“, verlangen wir: „Herr, gib mir, was ich will: Gesundheit, Glück, dass es mir gut gehe.“ Manchmal vergessen wir in unserem Eifer unseren Herrn sogar vollkommen. So kommt es, dass wir uns Knechte Gottes nennen, aber so leben, als müsse Gott uns dienen.

Der Apostel Paulus sagt uns in der heutigen Lesung: „Ihr aber seid Sklaven der Gerechtigkeit geworden.“ (Röm 6:18) und erklärt weiter: Ein Knecht Gottes zu sein ist keine Erniedrigung, sondern Freiheit. Freiheit von der Sünde, von den Leidenschaften, selbst von unserem Eigensinn. Es ist kein leichter Weg, aber er beginnt mit einer einfachen Haltung: immer daran zu denken, wer unser Herr ist, und immer zu fragen: „Herr, was ist Dein Wille?“ Denn die wahre Kraft dieser Berufung liegt nicht in unseren Verdiensten, nicht in Rang oder Macht, sondern in Seiner Barmherzigkeit.

Woher kam die Kraft des Hauptmanns? Von Cäsar, dem er diente, oder von Gott, an den er glaubte? Von seiner Stellung als Befehlshaber oder von seinem Glauben an den lebendigen Gott? Seine Autorität für uns liegt in seinem Vertrauen auf Christus. Er forderte nicht, sondern bat – und erhielt mehr, als er erwartete: Der Diener wurde geheilt, und sein Glaube wurde im Evangelium als Vorbild für uns festgehalten.

Dieses Vorbild des Hauptmanns lehrt uns: Lasst uns mit Zuversicht Gottes Barmherzigkeit erbitten – für unsere Nächsten und für uns selbst. Lasst uns auf Seine Worte hören, auf Seinen heiligen Willen. Lasst uns mit Festigkeit und ganzem Herzen bekennen, dass unser Herr Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, unser Erlöser. Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester