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Der gegenwärtige Dresdner Geistliche, Erzpriester Georgi Dawidow, ist für die orthodoxen Christen Dresdens und der weiteren Umgebung ein aufrechter Seelsorger, dem sie Vertrauen und große Achtung entgegenbringen.

Erzpriester Georgi Dawidow
Man darf nicht vergessen, dass der Atheismus bis zum politischen Umbruch "Staatsreligion" in der gesamten Sowjetunion war. Kirche und Religion waren bestenfalls geduldete Privatangelegenheit des einzelnen Staatsbürgers und hatten vor allem im staatlichen Unterrichtssystem keinen Platz.

Nach zwei Armeepflichtjahren, das letzte Halbjahr verlief in Magdeburg, kehrte Dawidow 1970 nach Moskau zurück. Kurz darauf schaffte er die Aufnahme ins Priesterseminar von Sagorsk, heute wieder Sergijew Posad.

Das Theologiestudium für angehende russisch-orthodoxe Geistliche dauert in der Regel acht Jahre, davon vier Jahre Seminar und weitere vier Jahre Akademie. Das Grundstudium umfasste neben den theologischen Grundlagen vor allem alte Sprachen wie Kirchenslawisch, Griechisch und Hebräisch, allgemeine und Kirchengeschichte sowie Homiletik (Predigtkunde).

Für die Gestaltung des Privatlebens eines russisch-orthodoxen Geistlichen gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten: Heirat und Gründung einer Familie, freiwilliges Zölibat oder Eintritt in den Mönchsstand. Das Schicksal entschied für Georgi in Gestalt von Marina, die er schon seit der Schulzeit kannte. 1974 wurde Hochzeit gefeiert. Ein Jahr später kam der ältere Sohn Pjotr (Peter) zur Welt. Der zweite Sohn Pawel (Paul) ist ein "waschechter" Dresdner (geb. 1987).

Georgi Dawidow durchlief die Vorstufen zum vollen Priestertum - Vorleser, Hypodiakon und Diakon - bis zu seinem Abschluss 1977. Seine Examensarbeit schrieb er über den heiligen Kyrill von Alexandria und dessen Christologie.

Erzpriester Georgi Dawidow (geb. 20. Mai 1950 in Moskau) stammt aus einer tiefreligiösen Familie, aus der immer wieder Mädchen als Nonnen in Klöster eintraten. Alle Familienmitglieder waren vom Glauben an Gott geprägt. Der Berufswunsch, Priester zu werden, kristallisierte sich von allein heraus.

Erzpriester Georgij Dawidow bei Papst Johannes Paul II.
Erzpriester Georgij Dawidow bei Papst Johannes Paul II.
"Anschließend studierte ich beim Papst", sagt Dawidow schlicht. Der junge Priester erhielt die Chance, seinen Doktor der Theologie an der Gregorianischen Universität in Rom zu machen. Drei Jahre lebte er in der "ewigen Stadt". Seine Doktorarbeit beschäftigte sich mit der Sophologie (Weisheitslehre) des Philosophen und Priesters Sergij Bulgakow.

Zurück in Moskau erhielt Dawidow 1981 seine erste Pfarrstelle im Stadtzentrum der russischen Metropole, wobei er zum Erzpriester ernannt wurde.

Zwei Jahre später hieß es schon wieder Koffer packen. Die neue Dienststelle war die russisch-orthodoxe Kirche in der marokkanischen Hauptstadt Rabat.

Zwei Jahre verbrachten die Dawidows in Marokko. Geradezu nahtlos kam die Versetzung nach Dresden. Es war im September 1984. Seit dieser Zeit, nun schon das 16. Jahr, ist Georgi Dawidow Geist und Seele der russisch-orthodoxen Gemeinde in Dresden, in der Kirche des ehrwürdigen Simeon vom wunderbaren Berge. Er leitet eine weit über 100 Jahre alte intakte Gemeinde, die zum festen Bestandteil des kirchlichen Lebens in Dresden gehört.

Georgi Dawidow erinnert sich gern daran, wie herzlich er von seinen lutherischen, katholischen und methodistischen Amtsbrüdern aufgenommen wurde, dienstlich und privat.

Mit dem katholischem Bischof von Dresden-Meißen Joachim Reinelt
Mit dem katholischem Bischof von Dresden-Meißen Joachim Reinelt
Sein älterer Sohn Pjotr studiert heute Betriebswirtschaft in Frankfurt am Main. Zu Besuch zu Hause hilft er auch bei Gottesdiensten. Der jüngere Sohn, 12 Jahre alt, geht in eine normale Schule in Dresden, muss aber schon frühzeitig lernen, dass er der Sohn eines Geistlichen ist: er liest bereits im Gottesdienst vor.

Die Ehefrau des Erzpriesters, Marina, ist nicht nur seine beste und erfahrenste Helferin in Vielen Fragen, sondern erledigt einen großen Teil der Schreibarbeiten, übernimmt die Telefonate und ist immer zu jeder Stunde für jeden da, der Hilfe oder Zuspruch braucht. Sie leitet die Bibliothek und organisiert die freiwilligen Arbeitseinsätze der Gemeindemitglieder, damit in den Kirchenräumen und auf dem Grundstück Ordnung gehalten wird. Sie bäckt Kommunionsbrötchen, singt im Chor. Und bei kleineren Gottesdiensten,wie z.B. Andacht auf privaten Wunsch, unterstützt ihre schöne helle Stimme den Samtbariton des Erzpriesters.

 

In der Familie
In der Familie

 

Von links nach rechts: Präsident des Sächsischen Landtages Erich Iltgen, Erzpriester Georgi Dawidow Protodiakon Gottfried Reinhardt, Oberbürgermeister Dr. Herbert Wagner
Von links nach rechts: Präsident des Sächsischen Landtages Erich Iltgen, Erzpriester Georgi Dawidow Protodiakon Gottfried Reinhardt, Oberbürgermeister Dr. Herbert Wagner
Für seine langjährige Tätigkeit sowie für seine besonderen Verdienste um die Erhaltung und Entwicklung des Gemeindelebens und um die Erneuerung des Gotteshauses wurde Erzpriester Georgi Dawidow zum 125. Weihungstag der Dresdner Kirche mit der Würde eines Mitra tragenden Erzpriesters geehrt.

Dr. Dawidow versteht sein Priestertum vor allem als Aufgabe, für alle Menschen da zu sein, nicht nur für die regelmäßigen Gottesdienstbesucher.
 
Trauung
Trauung
Taufe
Taufe. Allein 1999 wurden mehr als 40 Menschen im russisch-orthodoxen Glauben getauft.
Kommunion
Kommunion

Längst ist die Kirche des Heiligen Simeon vom wunderbaren Berge zum Zentrum des orthodoxen Lebens in Dresden geworden. Neben den Russen betrachten auch andere orthodoxe Christen wie Serben, Bulgaren, Ukrainer, Moldawier, Georgier, Armenier und Rumänen das Gotteshaus im Universitätsviertel als „ihre Kirche". Hinzu kommt die immer größer werdende griechische Gemeinde. Sprachprobleme gibt es kaum. Die Liturgie wird im traditionellen Kirchenslawisch gesungen, die Textlesung erfolgt in Russisch und Deutsch.

Immer wieder kommen Menschen in die Kirche, die sich ganz einfach für die Tradition der russischen Gemeinde und die Geschichte des Gotteshauses in der Residenzstadt interessieren. Dabei erweist sich der Priester immer wieder als perfekter Fremdenführer.
 
Bei einer Probe: Kirchenchorgruppe unter der Leitung von Kantor Igor Daniljuk (links im Bild). Heute zählt der Kirchenchor mehr als 20 Mitglieder.
Bei einer Probe: Kirchenchorgruppe unter der Leitung von Kantor Igor Daniljuk (links im Bild). Heute zählt der Kirchenchor mehr als 20 Mitglieder.