Hl. Simeon vom Wunderbaren Berge

Die vorliegende Vita des heiligen Simeon vom Wunderbaren Berge ist aus dem rumänischen Menaion übersetzt und stellt die vollständige erhaltene Version dar (im russischen Menaion findet sich lediglich eine Kurzfassung) - und obwohl in dieser Vita selbst davon die Rede ist, dass es noch eine ausführlichere Version geben muss ("Und Simeons Wunder sind im Buch seines Lebens ausführlich beschrieben. Hier aber werden nur wenige seiner Wunder erwähnt, um niemanden, der dies liest und hört, zu langweilen."), so ist diese nicht bekannt. Die Vita wurde im 7. Jahrhundert verfasst und ist vom Genre her eine klassische Heiligenlegende. Aus dem Rumänischen übersetzt von Nicoleta Gabriela Gheorghe.

Ein Teil der Reliquien des hl. Simeon vom Wunderbaren Berge findet sich im Neamts-Kloster in Rumänien.

Menaion vom 24. Mai

Der gottesfürchtige Simeon vom wunderbaren Berge

Ein gewisser junger Mann namens Johannes kam mit seinen Eltern aus Edessa nach Antiochien. Als Johannes Eltern eine schöne Frau namens Martha kennengelernt hatten, baten sie die Eltern des Mädchens darum, dass Martha die Frau ihres Sohnes werden möge. Ihre Eltern willigten ein, Martha jedoch wollte Braut Christi werden und ihre Jungfräulichkeit unversehrt bewahren. Weil ihre Eltern sie aber zur Heirat zwingen wollten, lief Martha in die Kirche, die sich vor der Stadt Antiochien befand und bat Gott unter Tränen darum, ihr ihren Weg aufzuzeigen. Dort wurde ihr offenbart, den Willen ihrer Eltern zu befolgen und zu heiraten. So heiratete sie Johannes. Und sie wurde für ihn nicht nur zu einer Helferin, sondern auch seine Ratgeberin. Beide verbrachten ihr Leben im Gebet, im Fasten und Enthaltsamkeit, weil sie Gottes Wohlgefallen erlangen wollten.

Oft lief Martha in die Kirche des hl. Johannes des Täufers und bat den heiligen Johannes inbrünstig, Gott möge ihr einen Sohn schenken. Dabei gelobte sie Gott, diesen Sohn Gott als Seinen Diener darzubringen, so, wie Hanna ihren Sohn Samuel Gott dargebracht hatte. Nach einem Jahr erschien ihr im Traum der heilige Johannes und sagte ihr, sie solle weiter hoffen, ihr Gebet sei erhört worden. Als Zeichen für Gottes Segen gab ihr Johannes einen Duft - ein Stück duftenden Weihrauch - und sagte ihr: „Erbaue dein Haus damit!“ Als sie erwachte, fand Martha das Stück Weihrauch, das unsagbar schön duftete. Später erschien ihr wieder Johannes der Täufer und sagte ihr: „Geh zu deinem Mann, du wirst einen Sohn haben und er wird Simeon heißen. Er wird Milch nur an deiner rechten Brust trinken, die linke Brust wird er nicht berühren, denn er soll ein Sohn der Gerechtigkeit sein. Er wird kein Fleisch, keinen Wein oder irgendein menschliches Essen berühren, nur Brot, Honig und Salz wird er zu sich nehmen und er wird nur Wasser trinken. So sollst du ihn während seiner Kindheit sehr sorgsam beschützen, denn er soll ein heiliges Gefäß, ein Diener Gottes sein. Zwei Jahre nach seiner Geburt wirst du ihn hierher in meine Kirche bringen und er soll getauft werden. Nachdem er die heiligen Taufe empfangen hat, wirst du erfahren, was aus diesem Kind werden soll.“

Martha war erfüllt von Gottesfurcht und frohlockte, sie dankte Gott und dem heiligen Johannes. Sie kehrte zu ihrem Mann zurück, wurde schwanger und gebar später ohne Geburtsschmerzen einen Sohn, den sie Simeon nannte und der von ihrer rechten Brust trank. Einmal wollte sie sich davon überzeugen, was der heilige Johannes ihr gesagt hatte, und ließ Simeon an ihrer linken Brust trinken. Dieser wandte jedoch seinen Kopf ab.

Dann geschah auch noch dieses Wunder: wenn seine Mutter an einem Tag Fleisch aß oder Wein trank, wollte Simeon keine Milch zu sich nehmen und blieb nüchtern bis zum nächsten Tag. Und da Martha den Grund dafür kannte, enthielt sich des Fleisches und des Weins und ernährte unter eigenem Fasten denjenigen, der später ein großer Faster werden sollte.

Als Simeon zwei Jahre alt war, kam er mit seinen Eltern in die Kirche und wurde getauft. Sogleich nach der Taufe sprach Simeon: „Ich habe einen Vater und ich habe keinen Vater; ich habe eine Mutter und ich habe keine Mutter.“ Und er wiederholte diese Worte sieben Tage lang zur großen Verwunderung der Eltern und der anderen Leute; diese sahen ihn so als einen Erben des Himmlischen, und nicht des Irdischen. Nachdem er abgestillt war, ernährte er sich von Honig und Wasser. Er wollte gar kein Fleisch essen und nahm auch kein gekochtes Essen zu sich. Als er fünf Jahre alt war, ereignete sich zur Zeit des großen Kaisers Justinian ein schlimmes Erdbeben. Damals sind viele Häuser zerstört worden. So stürzte auch das Haus von Simeons Eltern ein, als sein Vater darin war; seine Mutter blieb verschont, weil sie, dank Gottes väterlicher Fürsorge, sich nicht im Haus befand. Sie war an einen andern Ort gegangen, um dort zu beten. Auch Simeon befand sich nicht im Haus, er war in der Kirche des heiligen Stefan.

Nachdem Simeon diese Kirche verließ, wusste er nicht, wohin er gehen sollte – in der Menge der zerfallenen Häuser konnte er sein Haus nicht mehr finden. Als er durch die vom Erdbeben zerstörte Stadt irrte, traf er eine fromme Frau, welche die Eltern von Simeon kannte. Diese nahm ihn auf ihren Rücken und brachte ihn zu einem Berg nahe der Stadt, wo sich ihre Wohnung befand.

Martha nun, Simeons Mutter, sah keinen ihrer Angehörigen mehr unter den Lebenden und war sehr bedrückt. Und nach sieben Tagen erschien ihr der heilige Johannes der Täufer, welcher ihr sagte, dass ihr Sohn am Leben sei und bei einer Frau außerhalb der Stadt lebe. Folglich ging Martha zu dieser Frau, wo sie Simeon fand. Diese Frau sagte Martha, dass Simeon während der sieben Tage keine Speise zu sich nehmen wollte, sondern lediglich ein wenig Brot und Wasser. Danach ging Martha zusammen mit Simeon in die Kirche des heiligen Johannes des Täufers, wo sie Gott für Dessen Beistand dankte.

Eines Tages dachte Martha über ihre Träume und über die wunderbaren Dinge nach, die in diesen Träumen mit Simeon geschahen. Da sie nicht mehr wusste, was nun aus ihrem Kind werden sollte, schlief sie ein und träumte erneut von ihm: ihr schien es, dass sie, Simeon in ihren Händen haltend, gen Himmel emporstieg und ihn als Gabe für Gott in die Höhe hob. Dabei sagte sie: „Mein Sohn, so habe ich es mir gewünscht, deine Himmelfahrt zu sehen; so, dass Gott mich nun in Frieden befreie, als eine, die unter den Frauen gesegnet ist; denn ich überantworte die Frucht meines Leibes Gott, unserem Herrn.“

Danach lebte Martha zusammen mit Simeon an einem Ort in Antiochien, der Cherubim hieß. Dieser Ort nannte sich so, weil Titus, der Sohn des Vespasian, während seines Kriegs in Jerusalem diese Stadt verwüstet hatte und dabei jene zwei goldenen Engelsfiguren erbeutete, welche auf der Bundeslade standen. Diese goldenen Engel wurden von Vespasian nach  Antiochien gebracht und der Ort, an dem diese goldenen Engel aufgestellt wurden, hieß fortan Cherubim. Dort lebte Simeon zusammen mit Martha. Hier war es, dass Simeon in einer Vision unseren Herrn Jesus Christus sah, umringt von vielen Menschen. Und die Bücher des Lebens wurden geöffnet, weil die Zeit des Jüngsten Gerichts gekommen war. Im Osten konnte man das Paradies und im Westen die Feuer der Hölle sehen. Und dann sprach der Heilige Geist zu Simeon: „Hör zu, mein Kind, und begreife das, was du hier siehst. Bemühe dich, Gott zu gefallen, um die Ehre der Heiligen zu erhalten und die unsagbaren Gaben Gottes zu genießen, die Er denjenigen verheißen hat, die Ihn lieben.“ Nach dieser Vision wurde Simeon weise, und es wurden ihm die verborgenen Geheimnisse offenbar.

Nach einigen Tagen sah Simeon einen wunderbaren, in Weiß gekleideten Mann, der zu ihm sagte: „Folge mir!“ Und Simeon folgte ihm. Der Mann brachte Simeon nach Tiberias, einem Ort, der sich nahe Seleukia befindet, und ließ ihn an einem Berg in der Wildnis zurück, unterhalb dessen sich ein Dorf befand, das Pilasa hieß. Dort lebte Simeon unter den wilden Tieren, als seien es Lämmer, und kein Mensch bekam ihn zu Gesicht. Nachts und tags war er von einem unsagbaren Licht erleuchtet. Er bekam Nahrung von jenem Mann, der ihn an diesen Ort gebracht hatte.

Nach einiger Zeit, dem Rat desselben Mannes folgend, stieg Simeon auf die Spitze des Berges, wo er ein kleines Kloster erblickte, in dem sich ein heiliger Abt namens Johannes befand. Abt Johannes hatte vorausgesehen, dass Simeon zu ihm kommen sollte. Einmal sah der Abt die Vision eines gekleideten Kindes, das in einem Karren zu seinem Kloster kam, ein anderes Mal sah es der Abt in der Luft laufen und über dem Kloster fliegen, oder wie das Kind in einer Lichtsäule stand und es sich samt dieser Lichtsäule dem Kloster näherte. Der Abt sah auch einen Engel, welcher auf dieses Kind wies und ihm sagte: „Dieser ist derjenige, durch den du abgelöst werden sollst.“ Der Abt teilte den Mönchen, die mit ihm lebten, seine Visionen mit. Und als der glückliche Simeon in dessen Kloster ankam, wunderten sich die Mönche darüber, wie ein so kleines Kind im Alter von 6 Jahren in der Wildnis umherirren und dieses Kloster finden konnte. Abt Johannes aber, der sich auf der Säule befand, erkannte Simeon sofort, weil er ihn oft in seinen Visionen gesehen hatte. Der Abt freute sich über dessen Ankunft und rief ihn zu ihm herbei, umarmte und küsste ihn und dankte Gott für dieses Kind. Simeon war sehr schön, hatte blonde Haare, helle Augen und in seinem Blick zeigte sich zugleich die Schönheit seiner Seele. Er war sanftmutig, still, gab schnell Antwort, war weise und verbrachte seine Zeit schweigend im Kloster. Er fastete so: mal nach drei, mal nach sieben, manchesmal aber auch erst nach zehn Tagen aß er eingeweichte Linsen und trank wenig Wasser.  Johannes, der gesegnete Abt auf der Säule, wunderte sich darüber.

In jenem Kloster befand sich ein dummer Mensch, der das Vieh hütete. Als er sah, dass das Kind über seine Kräfte hinaus fastete, wollte er es töten. In dem Moment, in dem er die Tat begehen wollte, verdorrte seine Hand und er wurde schwer krank. Danach beichtete dieser Mensch seine Sünde sowohl dem Abt Johannes als auch dem Kind Simeon. Und das Kind, das nicht böse war, verzieh ihm und betete zu Gott um dessen Vergebung. Der Mann wurde danach sofort gesund.

Der Abt und seine Brüder verehrten Simeon sehr. Simeon bat darum, dass man ihm eine Säule in der Nähe der des Vaters Johannes baute. Demzufolge wurde eine Säule für ihn errichtet und dort lebte Simeon, welcher im Alter von 7 Jahren durch den gottesfürchtigen Johannes zum Mönch geweiht wurde. So lebte er dort und folgte seinem Vater, Johannes von der Säule.

Zu Beginn seines Stehens auf der Säule offenbarte sich Simeon das Christuskind, für das Simeon eine inbrünstige Liebe empfand. Und Simeon fragte Christus: „Mein Herr, wie haben Dich die Juden gekreuzigt?“ Und Jesus breitete Seine Arme wie ein Kreuz aus und sagte: „So haben mich die Juden gekreuzigt, Ich selbst aber habe es so gewollt; und du, sei stark und kreuzige dich mit Mir jeden Tag.“ Seitdem vergaß Simeon seinen Leib und ähnelte denjenigen, die keinen Körper haben, nämlich den Engeln. So überholte er gar seinen Abt Johannes in der Askese: jede Nacht sang der Abt 30 Psalmen, Simeon aber 50 und manchmal 80. Und oft las Simeon den Psalter in einer Nacht durch, und den ganzen Tag über pries er Gott.

Und der Abt riet ihm: „Mein Sohn, hör damit auf, das ist zu viel für die menschliche Kraft. Schon als kleines Kind hast du dich mit Christus gekreuzigt, jetzt wäre es gut, dass du deinen Leib ein wenig schonst, indem du dich etwas erholst und isst. Das Essen und das Trinken verunreinigen den Menschen nicht. Gott sagt in der Heiligen Schrift: All das Essen habe ich euch gegeben, damit ihr euch davon ernährt.“ Der gesegnete Simeon aber antwortete dem Abt: „Das Essen verunreinigt nicht den Menschen, aber durch das Essen kann der Mensch nicht mehr klar denken, und sein Geist leidet aus diesem Grunde; und wir, diejenigen, die uns darum bemühen, Tag und Nacht Gott zu gefallen, dürfen nicht faul werden, wie es der Prophet sagt: Meine Seele ist aus Faulheit schläfrig geworden. Ich selbst bin für diese Vorschriften verantwortlich, ich bürde sie mir auf, denn ich habe sie nötig, weil ich durch Härte meinen jungen Leib ermüden will.“ Und der Abt war über diese Antwort sehr überrascht.

Und weil Simeon durch das Licht des Heiligen Geistes erleuchtet war, konnte er in einer Vision den Reichtum des Teufels entlarven, welcher auf einem hohen Thron saß, eine leuchtende Krone auf seinem Kopf hatte und von all seinen bösen Dienern umgeben war. Und Simeon sah vor Satan all den Schmuck, der zu Stolz führt: Gold, Silber, Edelsteine, Perlen. Dort konnten man verschiedene Musikinstrumente hören: Trompeten, Flöten, Dudelsäcke. Auch sah Simeon die Sünden, die von einer jungen Frau verkörpert werden. Dort sah Simeon auch den Geist der List, den des Schmutzes, der Faulheit, der Geldgier, und wie sie die ganze Welt in ihren Schlund hinabziehen wollten. Diese Geister wollten auch Simeon in Versuchung bringen, sich solchen Sünden hinzugeben und unsittlich zu leben. Simeon aber bekreuzigte sich, den Namen Jesu Christi anrufend, und so verschwanden all die bösen Geister.

Als er sich in der Kirche befand, sah er Gottes Thron, von dem Gottes Gnade ausging, und Simeon wurde von einem Leuchten erfaßt. Aus der Kirche kam ein Priester mit heiligem Öl zu Simeon; er goss es auf Simeons Kopf und sprach zu ihm: „Mit der Kraft dieses Öls wirst du die Teufel vertreiben. So, habe Mut und vertraue auf Gott, weil der Teufel dich nicht besiegen wird.“ Danach konnte Simeon die bösen Geister aus den Menschen vertreiben und ihre Krankheiten heilen.

Eines Tages erzählte Simeon Johannes, dass Gott ihm Satan und dessen Reichtum gezeigt hatte, worauf Johannes zu Simeon sagte: „Mein Sohn, möge Gott dich vor der Tücke des Teufels schützen.“ Johannes riet Simeon auch, nicht stolz zu werden und ständig zu Gott zu beten, Welcher die Macht Satans zunichte machen kann. Als sie so sprachen, hörte sie der Teufel und wurde wütend. Danach fing der Satan an, bei Tag und Nacht in Gestalt von Bestien vor Simeon zu erscheinen, um ihn damit zu verängstigen. Aber Simeon bekreuzigte sich wieder und rief Jesus Christus um Beistand an.

Eines Nachts im Dezember versammelte der Teufel alle seine Diener und sie griffen Simeon an, wobei sie viel Lärm machten. Sie zerstörten die Decke, die über Simeon war und warfen sie in einen Abgrund. Aber Gottes Hand war über Simeon und schützte ihn. Simeon hatte keine Angst vor dem Satan. Danach brachte der Teufel einen heftigen Wind aus dem Meer hervor, verursachte Donner und Blitze, und ein Sturm peitschte die ganze Nacht gegen die Säule,auf der sich Simeon befand. Johannes, der annahm, dass Simeon inzwischen tot sein müsste, bat die Mönche darum, nach diesem zu schauen. Doch die Mönche wollten nicht hinausgehen, weil sie sich vor dem starken Lärm fürchteten und sagten, dass das Kind, welches so stark fastete, sich selbst helfen solle.

Simeon wurde gewahr, dass Johannes weinte, und rief ihm zu, er solle nicht mehr weinen, denn er habe Christus zu seiner Seite und der Satan habe keine Macht vor Ihm. Am nächsten Tag gingen die Mönche hinaus, nach dem Kind zu schauen, und waren sehr verwundert, als sie es gesund, fröhlich, und licht wie einen Engel Gottes vorfanden. Daraufhin schämten sie sich.

Ephraim, der Erzbischof von Antiochien, kam herbei, um Simeon zu sehen und war von diesem sehr beeindruckt. Nach seiner Rückkehr erzählte Ephraim allen von Simeon, dass dieser zusammen mit Christus lebe.

Von da an kamen viele Mönche und einfache Menschen zu Simeon, um ihn zu sehen oder von ihm geheilt zu werden. Der heilige Simeon erbat sich von seinen Besuchern einen rauen Mantel aus Tierhaut, mit dem er seinen Körper bedeckte. Und dieser Mantel scheuerte seine Haut bis aufs Blut ab, so dass er stark blutete und sein Fleisch verfaulte. Doch Simeon ertrug all das mit Tapferkeit. Und eines Tages entströmte ein Duft aus seinem Körper, und die Brüder, die zu seiner Säule emporstiegen, wollten wissen, woher dieser Duft herkam. Abt Johannes befahl darauf Simeon, diesen Mantel auszuziehen und seinen Körper nicht mehr zu quälen.

Simeon besaß auch die Gabe der Gelehrsamkeit, die, gleich einem Fluss, seinem Mund entströmte. Johannes rief die Brüder herbei, um Simeon zu hören. Alle wunderten sich über dessen Gabe, denn Simeon war sehr weise. Johannes nannte Simeon den neuen David“ und erzählte von einer Offenbarung, die ihn im Traum zuteil wurde: er habe eine göttliche Macht geschaut, die in der rechten Hand eine Honigwabe hielt und sie über Simeon auspresste, so dass der Honig über dessen Kopf floss.

Ein anderer Abt fragte, ob es Tauben auf der Säule gäbe. Die Brüder antworteten, dass es dort keine Tauben gäbe. Doch der Abt sagte, dass er eine Taube gesehen habe, die ein Licht trug, durch die Tür zum Kind flog und nach einer Weile in den Himmel davonflog. Der gesegnete Simeon sah sich durch ein Wunder in der Höhe erhoben und an allen Enden der Welt versetzt. Und dann wurde er über die sieben Himmelsstufen erhoben, wo er, wie der heilige Apostel Paulus, sah, was man mit dem Augen nicht sehen und mit den Ohren nicht hören kann. Und er fragte denjenigen, der ihn trug, was das bedeuten solle. Und derjenige antwortete ihm, dass es die sieben Himmel seien, wohin er entrückt war. Dann sah Simeon das Paradies, schöne Gärten, große und lichte Paläste und eine Quelle, aus der duftende Salböle flossen. Und er sah niemand anderen als nur Adam und den Schächer vom Kreuz. Und danach erzählte Simeon alles Johannes, der sagte: „Gepriesen sei Gott, mein Sohn, Der dir eine solche Gabe gegeben hat.“

Wenn jemand, der keine Kleidung besaß, zu ihm kam, zog Simeon seine Kleidung aus und schenkte sie diesem. Das tat Simeon sehr oft, nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter. Und Johannes kleidete Simeon wieder an. Und Simeon weinte und sprach: „Ich unglücklicher Mensch, wie konnten die vierzig heiligen Märtyrer die Kälte für Christus ertragen und ich nicht? Wie soll ich so in der Ewigkeit dem Zähneknirschen entgehen und die Kommunion mit den Heiligen erlangen?“ So klagte Simeon. Und Johannes fragte ihn: „Was willst noch, Simeon? Du denkst nur daran, dich selbst zu töten!“ Und nach einiger Zeit kam Simeon auf die Idee, ein Jahr lang auf seinen Beinen zu stehen, bis seine Beine und seine Schenkel verdorrten. Und Johannes holte einen Arzt, damit dieser die Wunden des Simeon heilte. Aber Simeon lächelte und sagte: „Lebendig ist mein Herr, denn menschliche Hand und Hilfe werden mich nicht berühren.“ Dann gab ihm Gott durch ein Wunder Gesundheit, und so hatte er keine Spur mehr von der Krankheit. Dafür dankte Simeon Gott, indem er lange Zeit auf den Knien lag.

Vor der Feier des Heiligen Pfingsten, am Vortag, fragte Simeon den gottesfürchtigen Johannes, wer würdig wäre, den Heiligen Geist zu bekommen, so wie die heiligen Apostel ihn empfangen hatten. Johannes antwortete ihm, er solle diese größeren Dinge nicht suchen und die unbekannten Dinge nicht erforschen. Und das Kind sagte: Gott wird den Wunsch derjenigen, die Ihn fürchten, erfüllen, und Er wird ihr Gebet erhören und sie erlösen.“ Indem er das sagte, hob er seinen Blick zum Himmel und betete inbrünstig: „Gott, Du, der Du Deinen Heiligen Geist über Deine Apostel und Jünger ausgegossen hast, sende auch mir Deine Gnade und Deine Güte und mach mich weise, damit ich Deine Gebote halten und die Worte des ewigen Lebens aussprechen kann“.

Danach stieg der Heilige Geist über Simeon wie ein Licht aus dem Himmel herab. Simeons Herz war erfüllt von Weisheit und Verstand und er sprach viele Dinge aus der Heiligen Schrift. Und niemand konnte der Weisheit des Geistes, der in ihm war, widerstehen. Und nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich sandte er der Seele frommende Worte an die Mönche, über die Buße, über Christus und das Ewige Leben. Und er deutete viele unverständliche Dinge aus der Heiligen Schrift. Der Abt freute sich darüber und sagte, dass Gottes Wort Simeon erfasst habe, so wie David es geschrieben hatte. Und alle Mönche fürchteten sich vor Simeon, vor seiner Weisheit und vor seinen Wundern.

Einer der Mönche sah in einem Traum drei Kammern, drei Throne und drei Kronen auf diesen Thronen. Auf seine Frage, wem die Ehre gebühre, welche er sah, bekam er folgende Antwort: „Dem Kind Simeon!“ Simeon, der immer mehr nach himmlischer Stille strebte, bat um eine höhere Säule. So wurde eine Säule für ihn gebaut, die 40 Stufen hatte. Als das bekannt wurde, kamen der Erzbischof von Antiochien und der Bischof der Seleukia in das Kloster, in dem sich Simeon befand, entzündeten Kerzen, nahmen Simeon mit und weihten ihn im heiligen Altar zum Diakon. Danach geleiteten sie ihn mit Psalmengesang auf diese höchste Säule.

Simeon verblieb dort 8 Jahre. Abt Johannes weinte, weil er ihn fortan nicht mehr sehen konnte. Der Satan wollte Simeon weiterhin durch Versuchungen im Traum verärgern. Simeon aber wollte nicht mehr schlafen, um stattdessen zu Gott beten. Da sah Simeon einen lichten Mann mit grauen Haaren, gekleidet wie ein Priester, der die Heiligen Gaben in seinen Händen hielt. Ein wunderbarer Duft erfüllte die Luft. Der Mann näherte sich Simeon, reichte ihm die Kommunion und sagte ihm, er solle Mut haben, von nun an werde er nicht mehr von irreführenden Träumen getäuscht werden. Er solle aber gegen irrige Gedanken kämpfen und auf Gott vertrauen. Und Simeon freute sich darüber, kämpfte gegen diese Gedanken, mied Gespräche mit anderen und verbrachte seine Zeit bis zur neunten Stunde allein, denn er wollte nur mit Gott allein sprechen.

Es nahte der Tod für Abt Johannes. Da kam Simeon und sprach zu ihm, er solle nicht traurig sein, denn er gehe jetzt zu Christus und er solle für sie alle beten, damit sie sich im Himmel wiedersehen mögen.

Johannes, der gesund war, hörte das, freute  sich über Simeons Schau und gab Gott die Ehre. Und den Brüdern, die vor ihm standen, sagte Johannes, sie sollten Simeon folgen und sich seiner Gebete würdig erweisen, denn Simeon sei von Gott auserwählt. Indem Johannes so sprach, fiel er in einen Schlaf und ging ohne Krankheit zu den heiligen Vätern ein.

Nach Johannes' Tod wurden Simeons Bemühungen immer größer. Von früh morgens bis zur neunten Stunde betete er, danach beschäftigte er sich mit dem Lesen und dem Schreiben von Büchern bis zum Sonnenuntergang. Und nach dem Sonnenuntergang begann er das Gebet und so verbrachte er die ganze Nacht ohne zu schlafen, bis zum Anbruch des Tages. Und als der Tag zu grauen begann, befahl Simeon dem Schlaf, sich ihm zu nähern und so konnte er ein wenig schlafen, danach stand er auf und nahm seine übliche Arbeit wieder auf. Wenn er betete, hielt Simeon Weihrauch in der Hand, der brannte und duftete, ohne ihn zu verbrennen.

Einmal konnte man viele Stimmen im Himmel hören, die mit Simeon das „Halleluja“ sangen. Das waren die heiligen Engel. Oft verbrachte Simeon viele Tage und Nächte, ohne zu schlafen. Einmal schlief er 30 Tage und 30 Nächte nicht, während er zu Gott betete, damit Er ihn vom Schlaf befreie. Aber Er offenbarte ihm, dass es sich gebührt, ein wenig zu schlafen, um den Körper ausruhen zu lassen.

Aber der Satan fuhr fort, Simeon durch böse Träume, Einbildungen, flüchtige Erscheinungen von Tieren, Bestien, auch durch eine schwarze und schamlose Frau in Versuchung zu bringen. Und der Satan sagte ihm, dass er weiter gegen ihn kämpfen wolle und sollte Simeon ihn besiegen, so würde er ihn dann in Ruhe lassen.

All das überstand Simeon betend und sich vielfach bekreuzigend. Und einmal sah Simeon den Himmel geöffnet, Jesus Christus, die Erzengel Michael und Gabriel um Ihn herum und unter ihnen eine rote Wolke. Da bekreuzigte sich Simeon und betete zu Gott, dass Er ihm gute geistliche Früchte schenken möge. Und Jesus Christus segnete Simeon dreifach.

Als Simeon auf die Erde niederschaute, sah er eine große Menge Teufel, die wie Schweine und Ziegen aussahen. Und er bekam von Gott einen Stock, mit dem er Macht über den Teufel hatte. Und die Teufel wichen sofort vor Simeon zurück.

Simeon tat viele Wunder, indem er viele Krankheiten heilte und auch Tote wiedererweckte.

Einmal sah Simeon Gott, vor dem Seine Engel standen, und sie hielten eine Krone, welche wie ein Blitz leuchtete. Die Engel wollten Simeon zum Reich Gottes geleiten, aber Simeon sagte ihnen, er wolle das Gewand aus Tierhaaren nicht ablegen, weil er sich so für Christus angezogen habe. Und die Engel sprachen zu ihm und sagten, er brauche diese Krone, so werde er zum Reich Gottes gehören, in dem er mit den Heiligen ewig herrschen wird. Und Simeon betete zu Gott, dass Er ihn von menschlicher Nahrung befreie. Die Engel aber kleideten Simeon in ein lichtes und prachtvolles Gewand, setzten eine Krone auf seinen Kopf und gaben Gott und Simeon die Ehre.

Nach dieser Vision kostete Simeon bis ans Ende seines Lebens nicht mehr von irdischer Speise, weil die Engel ihm himmlische Speise brachten. Und Simeons Wunder sind im Buch seines Lebens ausführlich beschrieben. Hier aber werden nur wenige seiner Wunder erwähnt, um niemanden, der dies liest und hört, zu langweilen.

Auch den Angriff auf Antiochien sah Simeon voraus: er sah einen Engel mit einem Schwert in der Hand über der Stadt fliegen. Und Simeon betete, wie in früheren Zeiten Moses, zu Gott, Er möge Sein Volk verschonen. Doch Gott sprach und sagte, Er würde diese Stadt ihrer Sünden wegen durch Feuer, Schwert und Tod vernichten. Das war Simeons Vision, die er einigen gottesfürchtigen Männern mitteilte, indem er allen dazu riet, Buße zu tun.

Bald darauf griff Hosroe, der alte König von Persien, Antiochien an. Und Simeon, der auf seiner Säule von Gott beschützt wurde, betete zu Gott um Erbarmen. Doch Gott ließ sich nicht besänftigen.

Und Simeon sah erneut zwei Engel mit angelegten Pfeilen und gespannten Bögen, bereit zum Schuss, sowie ein leuchtendes Kreuz. Die Engel sagten Simeon, dieses Kreuz sei ihm als Zeichen des Schutzes und des Friedens gegeben worden und die Pfeile seien dafür bestimmt, böse Menschen, welche sich Simeon näherten, zu vertreiben, denn sie, die Engel, seien da, um Simeon zu beschützen.

Und Simeon sah wieder eine Stadt mit klagenden Menschen voraus. Es gab dort viele Verwundete und Sklaven, die entflohen. Simeon sah auch zwei Mönche aus seinem Kloster, die das Kloster verließen und in die Stadt flohen. Und während sie flohen, wurden sie erfasst: einer von ihnen wurde durch das Schwert getötet, der andere wurde in Knechtschaft gebracht.

All das ging in Erfüllung: die Stadt von Antiochien wurde nach wenigen Tagen durch Feuer und Schwert verwüstet und viele wurden in Knechtschaft gebracht. Nicht wenige der Bewohner wurden auf die Gebete des Heiligen Simeon verschont. Auch der Berg, auf dem sich seine Säule und sein Kloster befanden, wurde von den Angreifern verschont, weil der Berg Simeons, gleich dem Berg Sinai, von einer Wolke und dichtem Nebel bedeckt war.

Nach dem Rückzug der Angreifer kamen viele Verwundete zum heiligen Simeon und erfuhren Heilung durch seine Gebete. Und diejenigen, welche durch die Gebete des heiligen Simeon von der Knechtschaft befreit wurden, dankten es ihm.

Einem alten Mann, der bettelte, hatten die Barbaren eine Kopfwunde zugefügt. Durch diese schwere Wunde kämpfte der Mann mit dem Tod. Der heilige Simeon wusste davon und sandte einen seiner Brüder, damit dieser den alten Mann zu ihm brachte. Daraufhin nahm der heilige Simeon Weihwasser und ein wenig Erde, die er zusammen mischte; aus dem Gemisch nahm er ein wenig heraus und legte es auf die Wunde des Verletzten und betete, dass der Kopf sich wieder an seinen Ort heftete und gestärkt würde. Und sogleich wurde der Alte wieder gesund, auch seine erblindeten Augen wurden wieder sehend, so dass alle Gott priesen und voller Gottesfurcht waren aufgrund dieses Wunders.

Nach acht Jahren, die er auf der Säule verbracht hatte, wurde der heilige Simeon zornig, weil viele Menschen aus allen Enden der Welt zu ihm kamen, um von ihm geheilt zu werden, so dass er daran dachte, sich an einen stilleren Ort zu begeben. Unweit des Orts, an dem er sich befand, gab es einen Berg, der schwer zu besteigen war und auf dem viele wilde Tiere, Drachen und giftige Schlangen lebten.

Dorthin wollte sich der heilige Simeon begeben und als er so dachte, erschien ihm Gott mit einer Vielzahl von Engeln. Gott stieg in einer leuchtenden Wolke herab und sagte zu Simeon, er solle sich beeilen, auf diesen Wunderbaren Berg zu steigen, denn so nannte man diesen Berg. Nach diesen Worten sah der Heilige einen hohen Hügel und einen Stein auf jenem Berg, und Gottes Fuß stand auf diesem Stein. Er war von Licht umhüllt, und auf jenen Stein befahl Gott Simeon sich zu setzen.

Nach dieser Vision rief der Heilige seine Brüder zu sich und erzählte ihnen von der Güte Gottes. Nachdem Simeon für einen anderen Abt gesorgt hatte, ging er auf dem Berg und die Brüder weinten um ihn.

Als er sich dem Berg näherte, den er geschaut hatte, betete er viel zu Gott und während dieses Gebetes hörte er die Engel „Amen!“ sagen. Da befahl der Heilige seinem Schüler, ein Steinkreuz an jenem Ort aufzustellen, um fortan der Engelsstimmen zu gedenken, die er dort gehört hatte. Und während er zum Gipfel des Berges schaute, sah er das Licht Gottes, so dass er freudig eilte, dorthin zu gelangen. Der heilige Simeon war damals 20 Jahre alt.

Die Menschen, die den Heiligen in seinem ersten Kloster suchten, waren sehr traurig, ihn dort nicht mehr anzutreffen, und als sie vom Berg erfahren hatten, gingen sie mit ihren Kranken dorthin. So hatte der heilige Simeon wieder nicht die Stille, nach der er sich gesehnt hatte. Aber beim Anblick der Kranken ergriff den Heiligen das Erbarmen, und auf seine Gebete zu Gott wurden sie alle geheilt.

Ein Mensch, welchem eine Löwe begegnete, der ihn auffressen wollte, sprach zu dem Löwen: „Um Simeon, des Dieners Gottes willen, töte mich nicht!“ Und sobald der Löwe den Namen Simeons hörte, wurde er sanft wie ein Lamm und ließ den Menschen in Frieden.

Dieser Mensch kam zu Simeon und erzählte ihm, was ihm widerfahren war. Und Simeon bat Anastasios, aus dem er vorher sieben Teufel vertrieben hatte, sich zu dem Löwen zu begeben, um ihn zu bitten, er solle anderswohin ziehen und die Menschen, die zum Heiligen wollten, nicht mehr verängstigen. Der Löwe folgte dem Befehl und zog an ferne und öde Orte weiter und verletzte niemanden, der ihm auf dem Wege begegnete.

In jener Zeit mehrten sich durch Gottes Zulassung die Krankheiten, so dass viele Menschen starben. Der Heilige, dem der Zorn Gottes bekannt war, betete unter Tränen zu Ihm, er möge Seinem Volk gegenüber Barmherzigkeit walten lassen. Und Gott fragte ihn, weshalb er sich um dieses Volk bekümmerte, ob er es denn mehr als Er liebe? Die Menschen seien schlimm geworden und so musste sie Strafe ereilen. Doch Gott gab dem heiligen Simeon die Gnade, die Krankheiten der Menschen zu heilen. Und die Menschen wurden wieder gesund und sie priesen den heiligen Simeon, entzündeten in ihren Häusern Kerzen im Gebet, räucherten Weihrauch und beteten zu Jesus Christus um Erbarmen.

Viele Menschen, die nicht genügend Öl besaßen, entzündeten ihre Nachtlampen mit dem wenigen Öl, das sie hatten, doch durch die Gebete des heiligen Simeons brannten sie bis zum dritten und vierten Tag.

Eines Tages hatte der heilige Simeon erneut eine Vision, in der es um den ehrwürdigen Ephraim, den Erzbischof von Antiochien ging, dessen Ende nahte. Er unterrichtete seine Diener, die ihm allerdings keinen Glauben schenkten, denn Ephraim war gesund. Nach Ephraims Tod aber sah der Heilige dessen Seele, die von den Engeln emporgehoben wurde, und Ephraim, der sich ihm näherte und ihn bat, er möge für ihn beten.

Und so weinte der heilige Simeon um den verstorbenen Ephraim. Nach Ephraim kam Domnos von Konstantinopel, der aber den war den Armen gegenüber unbarmherzig. Und schon nach kurzer Zeit ging die Prophezeiung des heiligen Simeon in Erfüllung, und Domnos wurde so krank, dass er sich nicht mehr bewegen konnte und von den anderen getragen werden musste.

Der heilige Simeon sah auch das Erdbeben in Antiochien voraus. Weil die Schäden so groß waren, liefen viele Menschen zum heiligen Simeon mit der Bitte, er solle für sie zu Gott um Erbarmen beten.

Die Gebete des Heiligen wurden erhört, das Erdbeben hörte auf und der Himmel öffnete sich, von wo ein helles Licht erstrahlte. Danach baute der heilige Simeon mit der Hilfe der Menschen, die von ihm geheilt wurden, ein Kloster und eine Kirche auf dem Wunderbaren Berg. Danach bat der heilige Simeon um ausreichend Wasser und Weizen für das Kloster. Und der Weizen aus den Scheunen wurde durch die Gebete des heiligen Simeon vermehrt.

Auch baute der Heilige Simeon eine weitere Säule und Gott selbst kam mit den heiligen Engeln zu ihm, um diese Säule zu segnen. Dann bestieg der heilige Simeon diese Säule und blieb dort bis zum Ende seines Lebens. Und mit 33 Jahren, auf Gottes Geheiß hin, das Simeon in einer Vision zuteil wurde, wurde er zum Priester geweiht, was er bis dahin gar nicht wollte.

So kam auf Gottes Geheiß hin Dionisios, der Bischof von Seleukia, der Simeon zum Priester weihte. Der heilige Simeon diente Gott wie einer der Engel. Und oft prophezeite er und sagte, was noch geschehen sollte, heilte Kranke, trieb Dämonen aus und so wurden Christi Worte erfüllt: „Wer an mich glaubt, wird all die Dinge tun, die Ich tue.“

Als er 75 Jahre alt war und sein Ende vorhergesehen hatte, rief er seine Schüler zu sich. Diese wollten ihn fragen, wie er es geschafft hatte, so lange zu leben, ohne irdisches Essen zu sich zu nehmen. Und der Heilige erzählte ihnen, dass ein wunderbarer Mann ihm jeden Sonntag nach der göttlichen Liturgie die heilige Kommunion reichte, die ihm seinen Hunger stillte und ihm Kraft bis zum nächsten Sonntag verlieh.

Nur dies eine hatte der heilige Simeon den Menschen nicht gesagt, sonst wusste man alles über ihn. Am Ende seiner Rede vor den Menschen äußerte der heilige Simeon den Wunsch, dass seine Schüler seine Schriften und seinen Kanon bewahrten. Auch riet er ihnen, weiter gute Taten zu tun, die am Tag der großen Vergeltung offenbar würden. Und am 24. Mai ging der heilige Simeon zu seinem Herrn, Jesus Christus, ein. Seine Reliquien blieben auf dem Heiligen Berg, wo durch sie viele Wunder gewirkt wurden. Und seine Jünger verehren seine heiligen Reliquien, welche ein nie leerwerdender Schatz an Wundern waren, die Heilung und Heiligung des Körpers und der Seele spendeten, damit wir unseren Herrn Jesus Christus preisen können, dem gebührt alle Herrlichkeit, Ehre und Anbetung in alle Ewigkeit. Amen.