Bischofsgottesdienst in der Kirche des hl. Simeon vom Wunderbaren Berge in Dresden

Am 6. Juni, dem Tag des Gedenkens an den hl. Simeon vom Wunderbaren Berge, findet alljährlich das Altarfest in unserer Kirche statt. Dieses Jahr war es allerdings etwas Besonderes – zum Gottesdienst kamen zwei Erzbischöfe: Mark von der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland und Feofan von der Russisch-Orthodoxen Kirche, Moskauer Patriarchat.

Schon beim Eintreten in die Kirche wurde klar, dass es eine besondere Liturgie wird: im Zentrum der Kirche war ein Bischofsambo aufgebaut und mit einem Läufer bedeckt, auf diesem Läufer lagen die „Adler“ (αετόι), kleine runde Teppiche mit der Darstellung eines über einer weißen Stadt schwebenden Adlers – liturgische Insignien von Bischöfen – und im Altarraum war es ungewöhnlich voll; neben der Königspforte sah man reich verzierte Bischofsstäbe stehen.

Von den ersten, vom Chor gesungenen Exklamationen, von der ersten Minute der Liturgie an wird einem plötzlich klar, wie altehrwürdig diese bischöfliche Liturgie ist, wie viele Jahrhunderte zwischen ihrer Entstehung und unserer Zeit liegen.

Der bischöfliche Gottesdienst beginnt mit der Einkleidung des Bischofs. Der Bischof kommt in seinen normalen, schwarzen Mönchsgewändern in die Kirche hinein, allerdings bereits mit einer Besonderheit – dem lila Mantion, das von Hypodiakonen mitgetragen wird. Das Einkleiden selbst ist voll symbolischer Bedeutung. In den begleitenden Gebeten ist die Rede davon, dass der Bischof eingekleidet wird, wie ein Bräutigam und wie eine Braut vor der Hochzeit: „wie einem Bräutigam setztest du mir die Krone auf, und wie eine Braut kleidetest du mich in Pracht“. Davon zeugt auch die weiße, bestickte Soutane und die weitere liturgische Kleidung, die aus vielen Schichten besteht. Doch mich hat die Einkleidung an etwas anderes erinnert, und zwar an die Vorbereitung eines Kriegers auf den Kampf. Und nicht eines einfachen Kriegers, sondern eines Kriegerkönigs, denn an weiteren Elementen der Kleidung gibt es Epigonation und den (nur in der russischen Tradition vorkommenden) Nabedrennik, Symbole für Schwert und Schild, und am Ende der Einkleidung krönt man den Bischof mit einer Mitra, er bekommt den Bischofsstab – das nun schon ein Symbol für seinen pastoralen Dienst – in die Hände.

Wieder und wieder bin ich bei orthodoxen Gottesdiensten, und immer denke dabei, dass die Zeit in diesen Momenten aufgehoben ist. Dabei ist es gar nicht wichtig, worin sich die Gläubigen kleiden – Mäntel, Kaftane, Reifröcke oder Jeans. Alle sind gleichermaßen Krieger Christi, die Bischöfe, Priester, Diakone, selbst die einfachen Lektoren, auch die im Altar dienenden Messdiener, alle legen die Kleidung von Kriegern und Königen an.
Bei solchen Gedanken verschwindet die Zaghaftigkeit, man hört die altehrwürdigen Worte der Gebete und wird Teil dessen, was man schon vor Jahrtausenden so zur Lobpreisung Gottes getan hat. Sicher – Krieger und Könige müssen den König der Könige feierlich und mit lauten Stimmen preisen. Krieger haben keine leisen Stimmchen oder zaghafte Bewegungen.

Eine besondere geistliche Freude ist die orthodoxe Liturgie auch für die einfachen Gläubigen. Wir sehen, hören nicht einfach nur zu, wie die Geistlichen die Liturgie feiern. Auch wir nehmen daran teil, auch wir sind solche Krieger. Wir preisen Gott in unseren Gebeten, unseren Gesängen, beugen vor Ihm unsere Knie.

In der Predigt hörten wir wunderbare Worte über den heiligen Simeon vom Wunderbaren Berge, über die Schwierigkeit und die Erhabenheit seiner Askese, von der Wichtigkeit der Bewahrung einer Überlieferung im Glauben. Davon sprach Erzbischof Mark. Erzbischof Feofan sprach über unsere Dresdener Kirche, über das Schicksal der russischen orthodoxen Gemeinde unserer Stadt und über die Rolle, die sie ihrem Leben spielte und spielt.

Nach dem Gottesdienst verweilten beide Erzbischöfe noch mit unserer Gemeinde, spendeten allen den Segen und begaben sich später zu einer Kirchweihe – im Dresdener Hotel Kempinski Taschenbergpalais wurde die Hauskapelle geweiht; sie ist nun eine voll „funktionsfähige“ orthodoxe Kapelle und dem hl. Fürst Wladimir von Kiew geweiht.

 

 

- alle Fotos vom Altarfest am 6. Juni 2012